Grundsätzlich möchte ich direkt zu Beginn klar stellen, dass ich das Wacom keinem ausführlichen, tagelangen Test unterzogen habe. Meine Erfahrungen beruhen lediglich auf wenigen Stunden, die jedoch gereicht haben um eine Entscheidung bzgl. Behalten oder Zurückgeben zu fällen.
Die Hardware
Die Verarbeitung des Tablets ist, wie ich es von Wacom gewohnt bin, tadellos. Aus meiner Erfahrung mit den verschiedenen Intuos-Serien (ich habe seit der 2er jede besessen und länger damit gearbeitet) hat sich die Wertigkeit jedesmal gesteigert.
Verarbeitung
Das Cintiq macht hier keine Ausnahme. Die Spaltmaße sind gleichmässig, keine scharfen Kanten, keine wackelnden Tasten, der Druckpunkt der Keys ist sehr angenehm. Der Stift hat gegenüber dem Intuos-Stift eine dezente Schlankheitskur bekommen und die Stifttasten sind mit einem Aluminiumrahmen eingefasst. Wirklich nennenswert sind diese Unterschiede aber nicht. Ergänzend zum normalen Stifthalter gibt es noch ein Stiftetui, in dem der Stylus und die Stiftspitzen aufbewahrt werden können.

Maße und Gewicht
Die Maße und das Gewicht des Tablets sind deutlich geringer als ich gedacht hätte. Ich hatte mir die Spezifikationen diesbezüglich nicht genau angesehen und war überrascht, dass es gegenüber dem Intuos 5 nur minimal in der Dicke und der Breite Aufträgt. Das Gewicht ist, displaybedingt, etwas höher, aber auch das hält sich im Rahmen.
Der Ständer
Der Tabletständer besteht auf der Unterseite aus Aluminium, mit zwei Gummilippen, um es standfest zu halten. An der Oberseite lassen sich drei Laschen aufstellen, auf die das Tablet in unterschiedlichem Neigungswinkel aufgestellt werden kann. Die Standfestigkeit ist nicht optimal. Gerade an der unteren Kante rutscht das Cintiq gerne seitlich hin und her.

Der Anschluss
Wacom bewirbt das zum Cintiq 13HD gehörende 3-in-1-Kabel ausdrücklich als großen Vorteil, da er den Kabelsalat verringern soll. Das stimmt in der Theorie und bei manchen Arbeitsplätzen sicherlich, persönlich habe ich es hingegen als einschränkend erlebt. Am einen Ende werden Strom, sowie HDMI und USB am Computer angeschlossen. Dabei wird der Strom von einem separaten Kabel zugeführt, so dass auch von einer weiter entfernten Steckdose der “Saft” gezogen werden kann.

Wenig Spielraum
Problematisch wird es dann aber mit dem Verlegen des Kabels auf den Schreibtisch. Mit einer Länge von 1.5 Metern ist der Radius deutlich eingeschränkt. Während Strom und USB problemlos via Hub bzw. dem eben separaten Stromkabel dicht am Arbeitsbereich liegen können, klappt das mit dem HDMI Anschluss nicht.
Wer einen Laptop oder iMac besitzt, wird weniger Probleme bekommen, bei einem klassischen Desktoprechner, in meinem Fall ein Mac Pro der Links von meinem Tisch steht, sieht es anders aus. Ich bekomme das Kabel nur bis links neben meinen Monitor gezogen – zumal der Anschluss am Cintiq von Rechts erfolgt. Meine Arbeitsweise wäre aber das Cintiq rechts vom Bildschirm zu haben, links davon die Tastatur für Shortcuts. Dafür müsste ich nun meinen kompletten Arbeitsplatz umbauen…

HDMI obligatorisch
Überhaupt HDMI-Anschluss: Dieser ist zwingend notwendig um Bild auf das Cintiq zu bekommen. Wer an einem Mac arbeitet wird einen solchen Anschluss meist nicht haben. Ihr solltet also dringend einen (Mini)-Display auf HDMI-Adapter hinzu bestellen. Eine Angabe, die in meinen Augen etwas klarer auf der Produktseite stehen dürfte.
Die Treiber
Für das Cintiq 13HD wird mit den gleichen Treibern wie auch für das Intuos gearbeitet. Die Einstellungen für die Gerätetasten und das Scrollrad lassen sich gewohnt vielfältig und einfach für den persönlichen Bedarf konfigurieren. Nur ein wenig Zeit sollte man sich für ausgefeilte Konfigurationen nehmen.

Das Handling
Das Malen bzw. Zeichnen direkt auf einem Bildschirm ist für mich Neuland – von einigen Spielereien auf diversen Conventions am Wacom-Stand einmal abgesehen.
Zeichnen
Großartig ist natürlich die Tatsache, dass man direkt sieht wo man zeichnet. Im Vergleich zu iPad und Co stimmt der Ansatzpunkt auch wirklich und beginnt nicht versetzt. So lässt sich sehr akkurat zeichnen. Die 2048 Druckstufen sorgen für eine fantastische Differenzierung von feinem Strich gegenüber einem kräftigen Duktus. Bei leichter Berührung reagiert es bereits hinreichend gut. Lediglich beim Versuch, direkt maximalen Farbauftrag (Deckkraft) in Photoshop zu erhalten musste ich schon kräftig pressen. Da ist mir dann doch nicht ganz wohl gewesen – immerhin „kratze“ ich auf einem Monitor herum. Aber das ist wohl nur eine Sache der Gewohnheit. Wacom baut ja nicht erst seit gestern Display-Tablets.
Irritierend empfand ich hingegen die Tatsache, das man deutlich merkt, das zwischen Display und Stift eine relativ Dicke Scheibe sitzt. Man kann sehen, dass der Stift ein Stück über dem eigentlichen Malgrund arbeitet. D.h. die Farbe wird mit leichtem Versatz nach Unten zur Stiftspitze aufgetragen. Auch das sicherlich ein Umstand, an den man sich schnell gewöhnt. Als klassischer Papier-Zeichner jedenfalls sehr ungewohnt.
Ein dicker Minuspunkt ist jedoch die Haptik beim Zeichnen. Alle paar Zentimeter habe ich das Gefühl, als würde ich mit dem Stift über einen kleinen Kratzer oder einen Schmutzsprenkel fahren. Das stört enorm und ist nicht nur auf einen kleinen Bereich beschränkt, sondern über die komplette Fläche. Ob ich nun ein Montagsmodell erwischt habe, oder das so eine Art „Rasterpunkte“ sind, über die das Tablet die Position des Stiftes bestimmt, kann ich nicht sagen. In dieser Form jedoch schwer für mich zu akzeptieren.
Display
Das Display bietet eine ansprechende Qualität die mit Consumer-Monitoren der Mittelklasse gut mithalten kann. Im direkten Vergleich mit meinem EIZO ColorEdge ist das Cintiq 13HD zwar klarer Verlierer, aber solche unfairen Vergleiche will ich garnicht erst anstellen. Zum Zeichnen, Retuschieren etc. ist die Qualität absolut zufriedenstellend. Farbverbindliche Arbeiten gehören sicherlich nicht zu den Ansprüchen, die man an ein Tablet dieser Preisklasse stellen darf.
Weniger gut wiederum ist für mich die hohe Auflösung auf der kleinen Bildschirmfläche. Hier kauft man sicherlich nicht die Katze im Sack, allerdings darf man nicht in die Versuchung kommen, Vergleiche mit ebenfalls hoch auflösenden Smartphones anzustellen. Diese sind als explizite Touchdevices auf die Handhabung mittels Fingergesten optimiert. Das ist auf dem Cintiq 13HD nicht der Fall. Konkret in Photoshop sind die Icons und Paletten in Photoshop wirklich winzig.
Ich habe gerne eine recht kompakte Oberfläche mit kleiner Schrift und kleinen Icons, auf dem Cintiq ist es mir aber doch zu klein für den Alltag. Auch wenn ich die Symbole auswendig kenne, ist die Fläche zum Anklicken mitunter sehr klein, so dass ein zügiger Arbeitsfluss ausgebremst wird.

Multiscreen
Das Cintiq wird als separater Monitor behandelt. Auch wenn das logisch ist, hat es für mich einen entschiedenen Nachteil. Unter OS X (bzw. auch Windows) kann ich einen Bildschirm als primären Monitor festlegen. Auf diesem sind die Menüleisten der Anwendungen zu sehen, dort liegt mein Dock/Startmenü etc.
Beim Arbeiten mit dem Cintiq habe ich nun die Möglichkeit, das Tablet als Zweitmonitor zu verwenden. Dann muss ich aber immer lästig zwischen den Bildschirmen wechseln um z.B. in Photoshop zwischen Zeichenfläche und Paletten zu den Menüs zu wechseln.
Alternativ verwende ich das Tablet als Hauptmonitor. Dann arbeite ich komplett auf dem Display mit der winzigen GUI, habe aber immer alles im Blick. Sobald ich das Kabel abstecke um regulär am Computer zu arbeiten, springt der Hauptbildschirm automatisch auf diesen verbliebenen Bildschirm um. Allerdings muss ich die Anzeigeeinstellungen dann wieder anpassen…
Wie man es auch dreht, es ist nicht wirklich zufriedenstellend. Vielleicht gibt es dafür eine praktische Lösung von einem erfahrenen Cintiq-User? 🙂
Wacom Cintiq 13HD, Pro und Contra
+ Super Verarbeitung
+ Sehr kompakte Abmessungen und Gewicht
+ Tablet reagiert sehr gut auf Stifteingabe und unterschiedlichen Druck
+ Treiber ermöglichen hervorragende Individualisierung
– Wenig Flexibilität beim Positionieren am Arbeitsplatz (Kabel zu kurz)
– Tablet rutscht auf Standfuß
– Winziges UI
– Störendes Kratzen beim Zeichnen (Montagsmodell?)
2 Comments
Hallo, ich habe eine Bitte! Leider habe ich absolut keine Ahnung wie man das Tablett dazu bringt das man darauf zeichnen kann. Meine Tochter hat sich das Tablett gekauft und nun verbringe ich schon Stunden damit es zum zeichnen zu bringen. Leider finde ich – als Computerbanause keine gute Erklärung zum bedienen – vielleicht können Sie mir helfen.
Liebe Grüße Claudia
Hallo Claudia,
so wirklich viel falsch machen kann man mit dem Cintiq eigentlich nicht.
Du schließt einerseits die Kabel an (Strom in die Steckdose, HDMI und USB an den Computer und den verbleibenden Stecker am Tablet), andererseits installierst Du die Treiber. Die aktuellste Version findest Du hier ganz oben: http://www.wacom.eu/index4.asp?pid=29&lang=de
Danach ist das Gerät in der Regel direkt einsatzbereit und Du kannst z.B. in Photoshop damit arbeiten.
Sollte das nicht funktionieren, dann empfehle ich, dich direkt an den Wacom-Support zu wenden. Mehr kannst und musst Du nämlich normalerweise nicht tun.
Lieben Gruß
Philip