Hardware

Fuji X-T1: Erste Eindrücke

Erste Eindrücke zur Fuji X-T1 und derer Vergleich mit meinen bisherigen Kamera, der 5D MK III und der Sony RX100.

Artikelupdate [27.01.2016]

Einige Zeit nachdem ich den Artikel geschrieben habe, habe ich die Kamera verkauft und einige Zeit später das Graphit-Silber-Modell erworben. Einige der im Artikel beschriebenen Mängel konnte ich bei diesem Modell nicht mehr feststellen. Dies sind:

  • Der Sucher bietet ein deutlich besseres Bild. Wenn kein Sonnenlicht vorhanden ist, vergisst man tatsächlich schnell, dass es sich um keinen optischen Sucher handelt. Bei starken Helligkeitsunterschieden (z.B. Tageslicht mit Sonne und Schatten) bemerkt man den fehlenden Dynamikumfang jedoch deutlich. Hiermit kann ich mich bislang nicht anfreunden.
  • Der Druckpunkt der Tasten auf der Kamerarückseite ist deutlich besser definiert und lässt sich angenehmer bedienen.

Negativ aufgefallen ist mir im Alltag jedoch die Tatsache, das sich die sekundären Einstellringe unter den Schrauben für ISO, Belichtungszeit, etc. zu schnell unbemerkt verstellen. Ich bin regelmässig unfreiwillig im Serienbildmodus, bzw. muss die Belichtungsmessung korrigieren. Das nervt.

Entscheidungskriterien

Ich bin nach wie vor ein großer Fan der 5D MK III. An der Qualität ist nichts zu mäkeln und vor Allem liegt sie fantastisch in meinen großen Händen. Allerdings ist mir die Zeit zum Fotografieren immer mehr abhanden gekommen, die Muse, spontan zu Wanderungen/Ausflügen die schwere DSLR mit lichtstarken Objektiven mitzunehmen ging mir verloren und zudem wollte ich mir für mein Zweitstudium ab Herbst ein kleines finanzielles Polster schaffen. Somit trenne ich mich, schweren Herzens, von meiner Canon. Hier bin ich erstaunt, in welcher Windeseile ich nahezu meine komplette Ausrüstung zu fairen Preisen losgeworden bin.

Mein Ziel war es nun, eine Kamera mit Wechselobjektiv, weniger Gewicht und dennoch sehr guter Bildqualität zu finden. Ein Gespräch mit Sven Nieder, einem befreundeten Fotografen, hat mir zudem bei meinem endgültigen Entschluss zu wechseln, geholfen. Nicht zuletzt wegen der Kai-Zen Philosophie Fujis. Genug Gerede, hier also meine ersten Eindrücke.

Verarbeitung

Die Verarbeitung der Fuji ist großartig. Punkt. Sie fühlt sich durch und durch wertig an. Selbst das Auspacken macht Spaß. Es wirkt alles ein Stück edler und detailverliebter, als ich es z.B. von Canon gewohnt bin. So wird der Tragriemen nicht einfach nur durch die Metallbügel gezogen, sondern erhält dort noch kleine zwischengeschobene Lederplättchen. Die gummierte Oberfläche ist angenehm griffig, saubere Kanten, keine spitzen Ecken… kurzum: Die Verarbeitung weiß zu überzeugen. Ich konnte bzgl. der Fertigung nichts entdecken, was mir Anlass zur Kritik geben würde.

Das Handling

Wie fotografiert sich nun mit der Kamera? Um es direkt zu sagen: Ungewohnt und (noch) nicht ganz überzeugend.

Das Halten

Von der 5D bin ich es gewohnt, richtig zupacken zu können. Griff in der rechten Hand, das Objektiv vorne stützend in der linken liegend. Anders bei der X-T1. Gehalten wird, dank meiner großen Hände, nur noch mit Daumen und den gekrümmten Fingerspitzen. Die linke Hand umschließt das Objektiv zwar immer noch, dies aber vorrangig um die Blende einzustellen. Im Gegensatz zur großen DSLR ist es nicht zwingend nötig, das Gewicht aufzufangen – auch wenn es natürlich dennoch für einen ruhigeren Halt sorgt.

Durch die kompakte Bauform stoßen zudem beide Hände aneinander. Das ist noch recht ungewohnt. Die Haltung fühlt sich “verrenkter” an, als bei der größeren DSLR.
Was nun nach viel Jammerei klingt: Es ist kein wirklicher Killer. In erster Linie ist es einfach nur ungewohnt da man seine Handhaltung ein wenig anpassen muss. Ich bekomme die Tage noch den Handgriff, der mehr Griffvolumen und eine integrierte Bodenplatte nach Arca-Swiss-Standard bietet. Damit sollte dieser Punkt abgehakt sein.

Sucher und LCD Display

Der elektronische Sucher der X-T1 wurde in der Presse und diversen Vorab-Berichten hochgelobt. Ich gebe zu, hier bin ich enttäuscht. Aufgrund der Lobhudeleien hatte ich mir in meiner Unwissenheit, ein brillantes, fast naturgetreues Bild erwartet. In der Realität dann aber “nur” ein Sucher mit dem typischen Look eines elektronischen Suchers, wie ich ihn von älteren Camcordern kenne. Wenn auch mit deutlich mehr Details.

Blick durch den elektronischen Sucher der X-T1
Blick durch den elektronischen Sucher der X-T1

Dennoch. Schnelles Ziehen: Fehlanzeige. Das Bild wirkt einfach elektronisch (klar, ist es ja auch). Bei Kunstlicht flimmert das Bild im Sucher bzw. auf dem rückwärtigen Display gerne Mal und bei begrenztem Licht ist ein Bildrauschen schnell und deutlich sichtbar. Im Freien ist der Effekt nicht so dramatisch. Trotz alledem: Diese Umstellung von einem optischen Sucher der 5D ist das, was mich aktuell am meisten schmerzt und woran ich sicherlich noch eine Weile zu knabbern habe, bis ich mich endgültig darauf eingelassen habe.

Ansicht des LCD-Displays der X-T1
Ansicht des LCD-Displays der X-T1

Auf der anderen Seite bietet der Sucher natürlich auch einige Vorteile, wie die freie Konfiguration der angezeigten Informationen, ein Wechseln der Anzeige in Hoch/Querformat, etc.. Ich bin gespannt, wie ich mich mittelfristig hiermit arrangiere. Aber auch hier merke ich schon nach einem Tag: Man gewöhnt sich dran.

Das LCD-Display ist brillant, hochauflösend und lässt sich nach oben bzw. unten klappen. Hier gibt es keine Überraschungen – und auch nichts zu bemängeln.

Die Einstellrädchen

Die vielen Rändelschrauben der X-T1 empfinde ich persönlich als großartig. Sie waren auch ein Argument zugunsten der X-T1 gegenüber der X-E2. Ich finde es schön, die gängigen Parameter direkt manuell anzusteuern, ohne Mehrfachbelegungen von Tasten oder umständliche Menüs bedienen zu müssen. Nicht dass mich das bei der 5D je stark gestört hätte, aber so ist es noch eine Spur direkter.

Ansicht der X-T1 von oben
Jede Kerneigenschaft besitzt ein eigenes Rädchen

Die Haupträder (ISO, Verschlusszeit, Belichtungskorrektur) gehen super von der Hand. Die Zweitringe, die unterhalb der Hauptschrauben liegen, sind etwas fummelnder, aber dennoch gut zu bedienen. Das vordere als auch das rückwärtige Einstellrad sind meines Erachtens allerdings zu klein bzw. zu tief ins Gehäuse versenkt und ungünstig positioniert.

Während der Daumen auf der Rückseite gerne mit meinem Jochbein kollidiert (“Links-Augen-Fotografierer”) befindet sich das vordere Rad direkt unterhalb des Ein/Aus-Schalters. Hier ist es nicht nur einmal vorgekommen, dass ich, anstatt das untere Rad zu drehen, die Kamera ausgeschaltet habe. Hier wäre etwas mehr räumliche Distanz oder eben ein etwas größeres, besser profiliertes Einstellrad praktisch.

Blick in den Sucher der X-T1
Frei in den Sucher der X-T1 hinein fotografiert

Tasten

Die Tasten verfügen über einen recht harten Druckpunkt und über einen geringen Hub. Mir fehlt hier ein besseres haptisches Feedback, dass man die Taste gedrückt hat. Zwar reagiert alles 1A und die Funktionen werden ausgeführt, aber dennoch denkt man, man müsste nochmals und fester drücken. Zudem liegt das Einstellkreuz recht dicht am rechten Rand, so dass man seinen Daumen ein wenig verrenken muss, um die äusseren Tasten zu erreichen (Auch das ist mit kleineren Händen sicherlich weniger ein Problem).

Die Bildqualität

Neben der Verarbeitung und dem Handling ist die Bildqualität das, was bei der Kamera mit am entschiedensten ist. Hier mag ich mich noch nicht zu weit aus dem Fenster lehnen, nach nur einigen wenigen Schnappschüssen, aber: Super! Wirklich super!

Getestet habe ich erst einmal nur ein wenig mit dem 50mm 1.4 Objektiv von Fuji. Der Autofokus geht flott und präzise und die Ergebnisse sind wirklich ansprechend. Ich werde die Tage auf jeden Fall noch ausgiebiger testen und auf meinem Blog die weiteren Eindrücke posten.

An dieser Stelle einfach nur ein paar Gegenüberstellungen zwischen dem 50mm 1.4er Canon-Objektiv an der 5D MK3 und dem 50mm 1.4er Objektiv von Fuji.

Die Aufnahmen wurden jeweils unter gleichen Bedingungen (Blende, Verschlusszeit, ISO) und gleichen Kunstlichtbedingungen, mit ein wenig Tageslicht gemacht. Kein hochprofessionelles Studiosetting – einfach nur ein erster Vergleich auf die Schnelle.

Die nachstehenden Screenshots sind 100%-Ansichten der neutralen JPEG-Einstellungen beider Kameras. Das bedeutet also nicht, dass die Canon tatsächlich nur zu, im direkten Vergleich, derart unscharfen Bildern Möglich ist. Dies trifft nur auf den neutralen „Out-of-the-Box Zustand zu. RAW-Aufnahmen sind ohnehin außen vor.

Bildvergleich bei Blende 16
Bildvergleich bei Blende 16
Bildvergleich bei Blende 16
Bildvergleich bei Blende 11

Größenvergleich

Zum Abschluss noch ein paar Aufnahmen vom direkten Größenvergleich zwischen der Canon 5D Mark III, der Fuji X-T1 und der Sony RX100.

Write A Comment