Verdana ist tot! Es lebe Apertura!
Vor einer guten Woche habe ich meinen Blog typografisch umgestaltet. Nachdem ich festgestellt habe, dass Typekit meine Hausschrift für Headlines und Auszeichnungen, die Hypatia Sans Pro (Schriftbild), im Angebot hat, habe ich hier zugeschlagen und mich mit einem Abonnement in die Welt der typografischen Web-Vielfalt gestürzt. Seitdem habe ich die, dezent formuliert, nicht ganz unverbrauchte Verdana durch die Apertura (Schriftbild) ersetzt. Im ersten Moment war das einfach nur befremdlich. Nach ca. 15 Jahren aktiven Webkonsums, in denen das typografische Maß aller Dinge für Fließtext die Arial oder die Verdana waren, auf einmal ein neues Schriftbild? Irgendwie wirkte es vollkommen falsch und deplatziert.

Jetzt, einige Tage später, haben sich meine Augen daran gewöhnt und ich kann mich sehr gut mit dem neuen Schriftbild anfreunden. Ich bin sicher dass ich hier und da noch ein wenig herumspielen werde, vielleicht nochmals die ein oder andere Schriftart für einige Tage testen – schon einfach deswegen weil das nun unkompliziert funktioniert. Typografisches Schlaraffenland! Auch wenn im Hinterkopf der trübe Gedanke spukt: “Die Schriften, die auf meiner Website angezeigt werden, sind bei einem Fremdanbieter gehostet und ich habe keine wirkliche Kontrolle darüber”. Aber Optimismus ist ja auch eine Tugend. 🙂
Schaden zu viele Schriften dem Web?
Eine weitere Überlegung, die mit dem raschen Voranschreiten der Schriftenvielfalt im Web einhergeht: Erfährt das Web nun einen gestalterischen Rückschritt? Natürlich ist es zu begrüßen, dass der Charakter einer Website nun durch eine passende Typografie auf ein anderes Level gehoben werden kann. Auf der anderen Seite zeigt sich im Printbereich, exemplarisch an vielen Flyern, Visitenkarten etc, was eine große Schriftenvielfalt ausrichten kann: Ein ästhetisches Sodom und Gomorrha.
Im professionellen Bereich sehe ich hier keine zu große Gefahr. Ein fähiger Designer wird, auch wenn er kein geschulter Typograf ist, mit Sicherheit Schriften finden, die gut lesbar sind und Webseiten klar strukturiert und übersichtlich darstellen. Natürlich wird es nun auch typografischen Überzeugungsaufwand geben, warum der Kunde auf seiner Website keine Snell Roundhand in 10px Größe für den Fließtext verwenden sollte, aber… das wird. 🙂
Jedoch gibt es gerade im Web mehr als genug selbsternannte Profis oder Unternehmer, die kein Geld für gute Gestaltung ausgeben wollen, oder der Meinung sind, Gestaltung selber ausreichend zu beherrschen. Durch die bisherige Einschränkung der Schriften konnte nicht allzu viel falsch gemacht werden, aber ich mag das Gefühl nicht loswerden, dass sich viele Webseiten in Zukunft zu einem bunten Tollhaus der wildesten und unpassendsten Schriftschlachtfelder verwandeln werden. Für jedes platzierte Wackel-Gif von damals nun stattdessen eine andere Schriftart für jede Überschrift. Aber wie ich schon sagte: Optimismus ist ja auch eine Tugend. 🙂
Was ist Deine Meinung?
Wie stehst Du der Vielzahl er möglichen Schriften im Web gegenüber? Mehrarbeit für den Designer? Ein Schritt in wüste Fontperversionen im World Wide Web?