Der Vortag
Heute um 9 Uhr öffnet also die diesjährige Photoshop-Convention ihre Pforten, mit dem Ziel, Profiwissen für Photoshop unter den Mann und die Frau zu bringen. Zum ersten Mal stehe ich nun selbst auf der Bühne und bin gespannt, wie sich das vor großem Fachpublikum anfühlt, nachdem bisherige Schulungen nie vor mehr als ca. 10-15 Personen stattgefunden haben.
Gestern bin ich mit dem Zug aus Leipzig angereist. Ich frage mich manchmal, nein, ich frage mich eigentlich regelmäßig, warum es Ruheabteile im Zug gibt, mit großen Aufklebern die das Verwenden von Handys verbieten und auffordern, bitte leise zu sein. Ich habe selten eine so stressige Fahrt gehabt. Neben mir tippte eine junge Frau ca. zwei Stunden lang eMail-Romane, auf einem Billig-HP-Laptop, mit einem Tastenanschlag, der den ICE glücklicherweise nicht aus den Schienen katapultiert hat. Direkt vor mir dann ein Hausfrauentrupp, der von Leipzig bis Nürnberg ohne Unterlass lautstark und lebhaft herumgesächselt hat. Als diese illustre Truppe ging, kam der Ersatz in Form eines schreienden Kleinkindes und einer Gruppe Japanern (oder Vietnamesen, oder… ich kann das nicht auseinanderhalten) von denen sich einer begeistert an seinem gameboy-artigen Minicomputer austobte, was durch ein beständiges Bip Bip Bip Bip Bip Bip Bip nicht zu überhören war.
In München angekommen erst einmal ins Hotel eingecheckt und zum Con-Gelände hinüber, um zu sehen ob sich im Vergleich zum Vorjahr viel verändert hat. Die Antwort: Nein. Die gleichen Stände, die gleichen Gesichter… aber was habe ich erwartet 🙂
Am Abend gab es dann noch ein Treffen (fast) aller Referenten in der ecco Bar, einem kleinen aber guten Italiener unweit der alten Kongresshalle. Ein schöner und unterhaltsamer Abend, bei dem sich die Referenten untereinander besser kennen lernen konnten. Gerade für mich und ein paar andere, die das erste Mal Bühnenluft schnuppern und noch nicht zum “eingeschworenen Kreis” der alten Hasen gehören auf jeden Fall eine nette Erfahrung, auch wenn man sich mitunter bereits aus den Vorjahren von kürzeren, netten Gesprächen kannte.
Mein Vorhaben, am Abend nochmals meinen Vortrag über Design-Evolution und Inspirationsfindung im Web, den ich kurzfristig noch ein wenig umgebastelt habe, testweise durchzugehen, ist kläglich gescheitert. Optimismus ist ja auch eine Tugend, das wird schon werden… Ich bin sehr gespannt was der heutige Tag bringt und ob ich mein Publikum nach meinem Vortrag (mit der Letzte des Abends) mit neuen Erkenntnissen oder mit Frust in die obligatorische PS_Con-Party entlassen werde.[/fusion_text]
Tag 1
Eröffnung der Photoshop Convention 2010: Vorstelung der Sponsoren und Redner.
Der erste, ereignisreiche Tag ist vorbei. Zeit für ein erstes Résumé. Nach einem gemeinsamen Frühstück mit einigen anderen Referenten wie Jonas Hellwig (kulturbanause.de), Murat Emirel von fotolia und Thorste Hoppler, einem Stock-Fotografen ging es vom Hotel rüber zum Veranstaltungsgebäude, wo bereits reger Betrieb herrschte. Mit ein paar Minuten Verspätung begann dann die Eröffnungsrede, in der innerhalb einer guten Stunde die verschiedenen Referenten der diesjährigen Convention vorgestellt wurden: Uli Staiger, Tom Krieger, Bert Monroy, Rufus Deuchler… und mittendrin ich. 🙂 Zugegeben, die Minuten bevor man auf die große Bühne im Hauptsaal vor dem gesamten Publikum gerufen wurde war dann doch ein gewisses Maß an Nervosität vorhanden, aber man spricht ja auch nicht jeden Tag das erste Mal vor großem Fachpublikum.
Meine eigenen Vorträge waren erst gegen Nachmittag, so dass ich zuvor noch Zeit hatte, andere Vorträge zu besuchen und meine Arbeitsdaten nochmals einem letzten Check zu unterziehen. Zudem ergaben sich hier und da nette Unterhaltungen mit Besuchern die ich vom Vorjahr kannte, oder eben im Gespräch kennengelernt hatte, unter anderen auch die Petri-Brüder von PSD-Tutorials.de. Der Punkt Kontaktpflege war also mal wieder wunderbar erfüllt und zeichnet die PS Convention in meinen Augen am allermeisten aus. Ein sehr lockeres und fast familiäres miteinander aller Beteiligten.
Dann kam der große Höhepunkt für mich. Laptop aufgeklappt, Mikro umgeschnallt und los ging’s. Ich war im kleinsten Saal untergekommen, geschätzte 50-60 Personen haben meinem ersten Vortrag über Web-Turbo-Techniken (klingt besser als Effizienztechniken Webdesign mit Photoshop). Meine anfänglichen Befürchtungen, das Niveau könnte für eine Fachveranstaltung eventuell zu niedrig sein hat sich schnell zerschlagen. Es gab keine Massenflucht, so gut wie alle Zuhörer blieben bis zum Ende und haben fleissig mit notiert. Das Feedback über ausgelegte Fragebögen war durchweg positiv- ebenfalls gab es persönliches Feedback von begeisterten Zuhörern. Ein tolles Gefühl und Aufwind und Selbstvertrauen für die Zukunft.

Mit einer Stunde Versetzung ging ich erneut ans Rednerpult, diesmal mit dem Thema “Evolution im Web”, der sich mit aktuellen Designtrends im Web beschäftigt, welche technischen Möglichkeiten neue Gestaltungsfreiheiten bieten und wie moderne Websites attraktiv gestaltet werden können. Zur Auflockerung begann dieser Vortrag mit einer kleinen Zeitreise zurück in die 90er, mit einer kurzen Darbietung von Wackel-Gifs, unsinnigen Flash-Intros und Musikhintermalung von Websites. Auch hier wieder sehr positives Feedback und direkt die Option, kommendes Jahr höchstwahrscheinlich wieder auf der Bühne zu stehen. 🙂
Am Abend des ersten Tages gab es letztlich noch das obligatorische Come together, entspanntes Kontakte knüpfen und Bierchen trinken, fernab vom “Stress” von Vortrag zu Vortrag zu hetzen. Referenten und Besucher bunt gemischt in fruchtbaren Dialogen über die gehaltenen Vorträge, Photoshop oder auch Themen abseits jeglicher Bildbearbeitung. Irgendwann, ohne die genaue Uhrzeit zu wissen gab es dann den Rausschmiss, und nach einem letzten Absacker in einer Eckkneipe endete der Tag gegen 4 Uhr dann im (zu) weichen Hotelbett.
Tag 2
Der zweite Tag begann für mich ein wenig später und erst einmal außerhalb der Vortragsräume in der angrenzenden Wirtschaft bei einem Weiwurstfrühstück. Der lange Abend hatte doch seine Spuren hinterlassen. Danach bekam ich die Folgen meiner Vorträge “zu spüren”. Zwei neue Zeitschriften für die ich schreiben kann und mehrere Anfragen, weitere Schulungen und Seminare zu leiten. Das war natürlich das, worauf ich gehofft hatte, das es aber so schnell und problemlos ging – toll. 🙂
Der Tag verlief letztlich ähnlich wie der Vortag. Viele Unterhaltungen mit Besuchern, Ausstellern und Bekannten. In erster Linie also Kontaktpflege. Dabei habe ich es geschickt vermieden, die Vorträge mitzunehmen, die ich eigentlich unbedingt sehen wollte, etwa Rufus Deuchler, Murat Erimel oder auch Eric Berger, dessen Vortragsweise ich einfach nur herrlich finde. Im Vergleich zum ersten Tag waren auch während der Vortragszeiten ein wenig mehr Besucher im Foyer beim Kaffeetrinken und plaudern zu sehen als noch am Dienstag. Wie bereits die letzten Male bemerkt, setzt verständlicherweise die Übersättigung irgendwann ein. Zwei Tage am Stück NonStop Vorträge anhören strengt eben doch an.

Am Nachmittag fand im Foyer noch eine große Verlosung statt. Die Besucher hatten während der beiden Tage die Möglichkeit, an den Ständen der Aussteller Aufkleber zu sammeln und in einen Lostopf zu werfen. Um die 50 Preise wurden verlost, in erster Linie Fachbücher und Lern-DVDs, so wie Jahres-Abos für verschiedene Zeitschriften. Besonders glücklich wird sich bestimmt Karsten Rose schätzen, der ein Exemplar der neuen Photoshop-Bibel gewonnen hat. Ein seitenstarkes Magazin aus dem Hause DigitalPHOTO, welches sich ausschließlich mit Photoshop Grundlagen befasst. Genau das Richtige also für einen der bekanntesten Photoshop-Autoren und Referenten in Deutschland. 🙂
Die Qualität der Vorträge war recht durchwachsen. Ich selber hatte mir nur einen einzigen Vortrag von Robin Preston in gesamter Länge angesehen, hätte mir hier allerdings weit mehr Fachwissen erwartet. 45 Minuten lang immer wieder zu hören, das ich mit Gradationskurven eine zuvor erstellte Auswahl aufhellen kann um Kontraste zu steigern ist ein guter einmaliger Hinweis, aber kein Feature das man immer und immer wieder wiederholen muss. Diese Ansicht teilten viele Besucher, wenn auch nicht alle. Wie so immer: Jeder hat anderes Hintergrundwissen und nimmt unterschiedlich viel aus den Vorträgen mit. Aufgefallen ist in vielen Gesprächen jedoch, dass gerade bei einigen der “alten Hasen” oftmals mehr erwartet wurde, als die vielen vermittelten Basics. Allerdings ist das Zielpublikum auch sehr heterogen, was es somit schwer macht, das Niveau 100% passend zu treffen. Im Gesamtpaket Atmosphäre, Vorträge und Networking waren sich hingegen so ziemlich alle einig, dass die Photoshop Convention 2010 eine tolle Veranstaltung war. Nur was das Essen betrifft ist Nachholbedarf angesagt. Während ich letztes Jahr das Catering wirklich gut fand, sowohl die “Zwischenhappen” als auch das Buffet im Wirtshaus nebenan, war ich davon dieses Jahr sehr enttäuscht. Das Hühnchen war trocken und ist unter dem Druck der Gabel total zerfasert, die Nudeln waren lauwarm und viel zu weich, Gebäckstücke waren staubtrocken… Lediglich die Snacks am Dienstag Abend fand ich lecker und teils interessant kreiert.
Während die letzten Vorträge liefen, wurde im Foyer bereits abgebaut. In kürzester Zeit wurden Stände zerlegt, Pflanzenkübel rausgerollt und Paletten in die Lieferwagen verladen. Kurz nach 18 Uhr öffneten sich die Türen der Vortragsräume ein letztes Mal und entließen die (ich glaube es waren ca. 300 Besucher) in den kalten Münchner Abend.
Den inoffiziellen Abschluss der Convention gab es im nahegelegenen Hacker Pschorr, wo nochmals ein Großteil der Referenten, einige Besucher und Freunde an großer Tafel zusammen saßen, fachsimpelten und über Allerweltsthemen redeten. Ein würdiger Ausklang für zwei tolle Tage die bereits freudig auf die Convention 2011 vorblicken lassen.
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